Schloss Favorite in Förch bei Rastatt
Im Rastatter Ortsteil Förch unweit von Baden-Baden befindet sich eine der schönsten barocken Schlossanlagen Baden-Württemberg: Das Schloss Favorite. Im Jahr 2010 feierte Schloss Favorite sein 300-jähriges Bestehen mit einem prächtigen barocken Schlossfest. Gaukler und Schmid, Artisten und Feuerwerk, glanzvolle Roben und Kutschen, Markgräfin Sibylla Augusta und jede Menge begeisterte Untertanen in zeitgemässen Roben nebst Perücken, vollendeten ein prachtvolles Schauspiel.
Grund genug sich also zunächst einmal mit der Geschichte von Schloss Favorite auseinander zusetzen und mit seiner Erbauerin: Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg, Markgräfin von Baden. Großen Respekt muss man dieser Dame zollen, die nur 58 Jahre alt wurde und doch so vieles geleistet hatte. In einem Schloss in Schleswig-Holstein geboren. Ihre Jugend verbracht Sibylla Augusta auf einem Schloss in Böhmen, bevor sie 15-jährig Ludwig Wilhelm den Marktgrafen von Baden heiratete.
Es war eine stürmische und kriegerische Zeit, das 17. Jahrhundert. Der Große Türkenkrieg, in dessen Schlachten ihr Mann Marktgraf Ludwig Wilhelm Triumphe feierte, und mit dem sie eine Zeitlang von Feldlager zu Feldlager zog. Der Spanische Erbfolgekrieg in dessen Verlauf die Franzosen ständig im Badischen einfielen, mordeten durch die Dörfer zogen und brandschatzten. 10 Kinder brachte Sibylla Augusta, in dieser selbst für sie äußerst unsicheren und gefährlichen Zeit zur Welt. Einige starben früh andere machten ihr so große Sorgen, dass sie mehrfach nach Maria Einsiedeln in der Schweiz.
Markgräfin Sibylla Augusta, die Bauherrin von Schloss Favorite
Als Ihr Mann starb übernahm Sibylla Augusta für viele Jahre die Regentschaft als Marktgräfin von Baden. Einige Jahre lebte Sie im Rastatter Schloss. In dieser Zeit ließ sie das Schloss Favorite in Förch von ihrem Lieblingsarchitekten Johann Michael Ludwig Rohrer, der zudem auch weitere Bauprojekte von Sibylla Augusta realisierte wie die Einsiedler Kapelle und die Pagodenburg in Rastatt, oder das Jagdhaus für ihre Söhne auf dem Fremersberg, bauen.
Zudem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie eine große Wohltäterin ihrer Untergebenen war. So verschaffte sie durch ihre Bautätigkeit nicht nur viele Arbeitsplätze. Sie belieh auch ihre böhmischen Besitzungen um die Armut der Bevölkerung zu lindern. Sie galt auch als sehr religiös, so zog sie sich oft für Tage in die karge Eremitage auf Schloss Favorite zwecks geistiger Einkehr zurück, bevor sie dann für ihre letzten Lebensjahre ins Schloss Ettlingen übersiedelte.
Die Architektur von Schloss Favorite
Schloss Favorite bei Rastatt-Förch. 20 Jahre wurde an dem Schloss und seiner Schlossanlage zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut. Das Schloss besitzt einen kleinen Ehrenhof der von Kolonnaden begrenzt wird, eine Seite des Ehrenhofes diente früher als Orangerie, um sich dort, an exotischen Pflanzen zu erfreuen, die vor der Witterung geschützt sein wollten. Die auf der anderen Seite befindliche Kolonnade diente der Unterbringung der Pferde. Einzigartig für diese Zeit ist die Verwendung von Kieseln und gebrochenen Steinen für den barocken Außenputz.
Den Hauptraum, Sala Terrena genannt, des Schlosses betritt man durch den großen Vorder- oder Hintereingang des Schlosses. Er „durchbricht“ alle Stockwerke und reicht bis zur großen Kuppel. Während sich im Erdgeschoss Schauküche und weitere Wirtschaftsräume untergebracht sind, findet man in den Obergeschossen 2 Appartements mit je 7 Zimmer, vorgesehen für Sibylla Auguste und den späteren Marktgrafen Ludwig Wilhelm Simpert.
Die Böden des Schloss Favorite sind größtenteils aus feinstem Stuckmarmor, der mit Glasstücken intarsiert (Einlegearbeiten) wurde. Diese für die barocke Zeit typische Technik wird als Scagliola bezeichnet. Viele Wände mit Fayencefliesen belegt, reichverzierte Stuck- und Freskendecken, Behänge aus seltenen Stickereien an den Wänden und erlesene Möbel - wahrlich repräsentativ.
Das Museum und die Porzellansammlung der Sybille Auguste
Porzellansammlung: Markgräfin Sibylla August war seit frühester Zeit Sammlerin und Kennerin von Porzellangeschirr (unter anderem aus den Anfangsjahren der Meissener Porzellans) mit dem viele der Räume dekorativ ausgestaltet waren. Diese findet man zusammengeführt in einer Ausstellung heute in den oberen Räumen des Schlosses . Das Schloss Favorite ist zu bestimmten Zeiten zu besichtigen.
Der Besuch lohnt auch wegen der Parkanlage, sie bietet Durchblicke über Wiesen und Teiche mit Schwänen und Enten, Sichtachsen und Wasserläufe. Umgeben ist es von einem weitreichenden Waldgebiet, indem sich bei sommerlichen Temperaturen angenehm wandern lässt. Augenmerk sollte den Besuchern auch der Baumbestand des Parks gelten. Hier blickt man auf Buchen, Eichen und exotische Hölzer die teils über 200 Jahre alt sind.
Klappe auf: Der Froschkönig im Schloss Favorite
Im weitläufigen Schlosspark von Favorite erspäht man Radfahrer und Mountainbiker, Nordic-Walker. Jogger und Spaziergänger zwischen den Bäumen und auf den Wegen frönen ihrem Lieblingssport. Schön zu sehen, dass das ästhetische Befinden der Barockzeit auch heute noch großen Anklang findet, ob bei jung oder alt. Schloss Favorite war Drehort für den TV-Film „Der Froschkönig“ mit Friedrich von Thun.