Wie die Zeiten sich ändern. Eine halbe Million Einwohner hat diese Stadt. Sie wächst und sie dehnt sich aus. Straßburg war lange Zeit eine Grenzstadt. Wohngebiete entwickelten sich auf der entgegengesetzten, “sicheren“  Seite, im Westen.  Notgedrungen entstanden am Rhein (der natürlichen Grenze zu Deutschland) Industrieanlagen. Der Rhein galt schon seit Menschengedenken als der wichtigste und schnellste Verkehrsweg für die Anrainerstaaten. Hier wohnten nur Menschen, die sich keine bessere Gegend leisten konnten.  


Die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs von Straßburg


Man könnte es als einen der größten Zufälle die Geschichte dieser Region bezeichnen, dass die Rheinbegradigung (ursprünglich aus militärischem Gründen vom Ingenieur und Offizier Johann Gottfried Tulla umgesetzt) mit der Industrialisierung in Baden und im Elsass im gleichen Zeitraum verlief. 1871 war die Rheinbegradigung nahezu abgeschlossen. Nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges und der  Annexion des Elsasses verdreifachte sich die Einwohnerzahl Straßburgs durch den wirtschaftlichen Aufschwung.


1918 fand die Rückkehr des Elsass in die französische Wirtschaftsunion statt. Der Port Autonom Strasbourg / der unabhängige Hafen von Straßburg erlebte jetzt einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung, der bis heute anhält.  Der Port Autonome Strasbourg ist auch heute noch der zweitgrößte Binnenhafen Frankreichs (nach Paris) und der drittgrößte Rheinhafen.


Le Port Autonome Strasbourg


Im Laufe seiner Entwicklungen unterlief der Straßburger Hafen vielen Veränderungen. Einerseits wuchs der Schiffsverkehr durch den Gütertransport auf dem Rhein, andererseits wurde der Transport  bestimmte Güter von der Binnenschifffahrt auf die Schiene oder die Straße verlegt. Just in Time Produktion verlangte weniger Lagerflächen. Oder sie wurden, weil sie eben die Hafenanbindung deshalb nicht mehr brauchten umverlegt.  So wurde - beispielsweise das  Bassin d'Austerlitz nicht mehr für die Güterverladung benötigt. Generell benötigte man durch effektivere und kürzer getaktete Verladetechniken weniger Fläche. Rund um die Hafenbecken, von denen es eine Vielzahl im Osten von Straßburg gibt, findet man jede Menge Frei- und Brachflächen.


Ökologie in Straßburg: Hinkommen, wohnen und arbeiten


Straßburg hat sich hier einem Aufsehen erregendem Projekt verschworen, nämlich 74 Hektar Ödland, beginnend am Rheinufer Nouvelle Ville des Deux Rives, Port du Rhin, dem Gebiet Coop Alsace, Danube, Neudorf, Starlette bis zur  Citadelle zu lebenswerten Räumen mit  4500 Gebäuden mit Wohnungen, Geschäften, Büros und Parks umzugestalten.


Die neue Straßenbahnführung - über die neue Rheinbrücke von Kehl nach Straßburg - ist dabei eines der verbindenden Elemente. In den neu entstandenen ökologischen Vierteln / Ecoquartiers  in Straßburg kann man leben und unkompliziert, ökologisch und schnell den Arbeitsplatz in Kehl erreichen. Oder man lebt in Kehl und arbeitet in den Geschäften und Büros der neuen Ecoquartiers. Noch besser: Wer einen Arbeitsplatz in den neuen ökologischen Vierteln in Straßburg  gefunden hat, sucht vielleicht eine Wohnung ganz in der Nähe, so daß man zu Fuß oder Fahrrad die Strecke dazwischen "überbrücken" kann.


Henri Bava, le "Constructeur urban"


Verantwortlich für die Planung und Ausarbeitung  des Projektes ist Henri Bava, Franzose, der  an der Universität Karlsruhe lehrt  und außerdem Partner der Agentur TER ist:  "Straßburg und Kehl bilden heute quasi eine Metropole – den Rhein hätten fast alle Planer daher nicht als Grenzfluss gesehen, sondern als „gemeinsamen Raum“. Dennoch seien die beiden Städte nicht homogen und hätten zwei Identitäten.  


Eine Stadt und ein Hafen


Das Projekt Deux Rives wird in seiner Funktion die Stadt wieder mit ihrem Hafen vereinen. Die Idee dahinter ist es eine Hafenstadt, ähnlich wie in Amsterdam zu kreieren. Da sind die Docks die zu schönen Räumen und Plätzen werden mit durch Bäume beschattete Promenaden, weniger Autos und Straßen und dafür mehr Natur. Da gibt es einen alten Kanal, der „kleine Rhein“ hier werden wir einen großzügigen Erholungspark mit Sport Fazilitäten ausgestalten, um den Norden des Viertels mit dem Süden zu verbinden".


Coop  - Pole culturel, economique & Citoyen: On verra!


Zur Zeit beherbergt das Coop Cooperative Gelände einige Ateliers und ihre Künstler. Mal sehen wie spannend dieses Gebiet in das Projekt ZAC Deux Rives integriert werden kann. Ein Shoppingcenter? Büro- und Verwaltungsgebäude? Parks und Plätze zum Ausruhen? Ein Ort der Kunst? Eine Brauerei? Ein Restaurant? Oder alles zusammen? Man wird sehen.


La ville port


Der Teil der nicht als industrielle Zone am Port du Rhin ausgewiesen ist,  wird zur gemischten Zone mit Wohnungen und Geschäften, Büros zum Wohnen und Arbeiten. So drückt es auch Roland Ries, der Bürgermeister von Straßburg aus, nämlich statt getrennte Gebiete für Arbeitsstädte und Wohnungen zu realisieren, einhergehend damit Umweltverschmutzung und hoher Energieaufwand, befürworten alle Planer Mischgebieten. Dies macht aber nur Sinn, wenn durch die Ansiedlung (insbesondere von Unternehmen) keine Umweltbelastungen die Folge sind. "Folgerichtig ist es deshalb auch,  dass zuerst die Straßenbahn gebaut wird und dann erst die Besiedelung des Gebietes statt findet."


Starlette - Die neue Bestimmung und Destination


Starlette ein Gebiet entlang dem Bassin Vauban beginnend bei der Brücke Vauban, wird voraussichtlich das letzte Gebiet sein, das sich in das neue Urbanisierungskonzept einreihen wird. Grund dafür sind die hohen Umweltauflagen eines ehemals schwer belasteten Gebietes (früher stand hier die Starlette Fabrik, daher der Name, in der Anthrazit (Kohle) verarbeitet wurde. Von hier aus wird es auch eine Brücke zur Halbinsel Citadelle geben.


Genau dazwischen: Die Halbinsel Citadelle


Großartig auch was man sich für die „Halbinsel“ der Citadelle ausgedacht hat. Auch hier wird es breite Promenaden geben, ein maritime Charakter entsteht durch den Ausbau des kleinen Hafens, in dem Privatjachten und Segelboote liegen. Es fehlen noch kleine Cafés und großzügige - für jedermann zugängliche - Terrassen. Das Urlaubsgefühl - mitten in Straßburg - wäre perfekt. Eine Fussgängerbrücken wird von der Halbinsel rüber zum Park der Zitadelle führen. Ein Park der geradezu zum Entspannen einlädt - und das schon heute und schon sein langer Zeit. Er wird durch die Anbindung eine noch höhere Aufmerksamkeit  erhalten, noch beliebter werden.


Bildergalerien:


Fotos Port / Hafen  Straßburg


Fotos Ville et Jardin des Deux Rives


Fotos Danube, Malraux, Rivetoile











Moderne ökologische Architektur in Straßburg