Ganz neu  ist die Idee nicht, sie wurde eher 1998 wieder geboren: Die Verbindung zweier europäischer Städte  - Straßburg und Kehl - durch eine gemeinsame Tramlinie. Bereits 1877 gab es eine Straßenbahnlinie von "Les Halles" über den Kleberplatz in Straßburg über die Brücke des Rheins. Damals allerdings noch zuerst mit Pferden gezogen, später wurden die Strecken dann nach und nach elektrifiziert. Über die Jahrhundertwende hinweg wurden insgesamt fast 200 Kilometer Schienen verlegt. So konnte man von Straßburg und Colmar aus, für damalige Verhältnisse bequem - bis nach Baden fahren.


Die Geschichte der Tram Straßburg Kehl


In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts läutete der Ausbau des Busverkehrs in Straßburg allerdings langsam aber stetig das Ende der Straßenbahn ein. Umweltverschmutzung und Smog waren noch kein dringendes Thema und Straßenbahnen mit ihrer fixierten Straßenführung schienen nicht mehr zeitgemäß. Eine ähnliche Entwicklung konnte man auch in deutschen Städten beobachten.  1960 war dann endgültig Schluss mit dem Betrieb der Straßenbahnen in Straßburg.


Die neue Straßburger Straßenbahn


Knapp 20 Jahre später beschloss der Stadtrat von Straßburg die Wiedereinführung eines Straßenbahnnetzes. Weitere 14 Jahre, mitunter durch politische Querelen bedingt,  gingen ins Land, oder besser in die Stadt, bis die erste Straßenbahnlinie in Straßburg eröffnet werden konnte.  Es war die Linie A , deren Tunnel vor dem Einkaufszentrum "Les Halles" zu bewundern ist, die fast 1400 Meter unter dem Bahnhofsvorplatz und den Straßburger Bahnhof in einer Tiefe von 17 Metern führt.  Inzwischen werden jeden Tag, auf dem längsten Straßenbahnnetz Frankreichs mit über 60 Kilometer mehr als 300.000 Fahrgäste befördert. Weltweit bekannt wurde der Terminus Hoenheim-Nord 2001 durch die architektonische Gestaltung von Zaha Hadid und ihrem Londoner Büro.


Die Tram, das verbindende Element zwischen Straßburg und Kehl


Ein weiterer Schritt sollte die Straßenbahnanbindung der Stadt Kehl ans Straßenbahnnetz von Straßburg sein.  

Dem voraus gingen die Überlegungen, dass die städtebauliche Entwicklung von Straßburg sich aufgrund seiner Geschichte als Grenzstadt bisher immer gen Westen ausgerichtet war, während im Osten überwiegend Hafen- und Industrieanlagen standen, sich jetzt - auch aufgrund des jahrzehntelangen Friedens - brachliegendes Land im Osten der Stadt, zur Rheinseite in ein neues akzeptables Wohnviertel mit Park und Wohnen für Menschen mit gehobenem Einkommen umzuwandeln. Alle künftigen urbanen Projekte Straßburgs so scheint es sollen dem Ökogedanken gewidmet sein, deshalb sind die einzelnen Projektabschnitte die im Rahmen der neuen, bzw. erweiterten Tramlinie entstehen, als Ökoviertel, oder auf französisch: Eco-Quartiers Strasbourg, ausgewiesen. Hier passt ökologisch einfach alles zusammen: Wohnen und arbeiten unter ökologischen Gesichtspunkten und eine durch die Straßenbahn ökologisch entlastete Infrastruktur.


Alles begann mit der Landesgartenschau und dem Garten der Zwei Ufer


Im Sommer 1999 begannen die Planungen für den "Garten der Zwei Ufer" auf deutscher Seite und des "Jardin des Deux Rives" auf der französischen Seite des Rheins. Beide Gärten sollten zur Landesgartenschau 2004 eröffnet werden. Das symbolisch verbindende  Element und Herzstück des grünen Projektes  war eine Passarelle, der Fußgängerbrücke die beide Ufer und somit beide Gärten miteinander verbindet, entworfen vom Pariser  Architekten Marc Mimram.  Zugleich wurde eine länderverbindende Tramlinie zwischen Straßburg und Kehl  geplant, die ursprünglich 2010 fertig gestellt werden sollte. Aufgrund politischer Querellen wurde die Straßenbahnverbindung dann schlußendlich im April 2017 fertiggestellt.  Übrigens hat die Tram-Verbindung Straßburg Kehl insgesamt 107 Millionen gekostet, wobei Kehl, bzw. Deutschland 42,8 Millionen der Gesamtbaukosten übernehmen. Kein Nullsummenspiel für Kehl:  440.000 Euro wird Jahr für Jahr der Betrieb auf dem Abschnitt Haltestelle "Port du Rhin" bis zum Kehler Bahnhof kosten. Durch die Fahrkarten werden schätzungsweise lediglich 100.000 € wieder eingespielt. Trotzdem erwartet man, dass sich das Projekt lohnt, aus umweltschutzrechtlichen Gründen, infrastrukturell zur Förderung von Gewerbe und Industrie und einer Entlastung des agilen Verkehrs zwischen den beiden Nachbarstädten.


Die neuen Ecoquartiers Straßburgs  entlang der Tramlinie Straßburg Kehl


Für Straßburg war es wichtig, dass die einzelnen Straßenbahnlinienabschnitte früher fertig gestellt sind, als die neuen ökologischen Stadtgebiete, die die Tram miteinander verbinden soll.  Der Abschnitt, die Tram-Verbindung Kehl und Straßburg ist nämlich nur der erste Abschnitt.  Während auf Kehlerseite der nächste Bauabschnitt, nämlich vom Kehler Bahnhof (der derzeitigen Endstation) zur Großherzog-Friedrich-Straße und von da zum Kehler Rathaus führen soll, ist auf Straßburger Seite der Ausbau von der Rheinbrücke über das Gelände der früheren Coop Molkerei zum Port au Rhin (mit dem markanten Turm des Postgebäudes) von da führt eine Brücke die Tram über das Bassin Vaubon,  wobei auf der einen Uferseite ein ebenfalls neues Wohnbaugebiet als Eco-Quartier entsteht, namens "Starlette " (Namensgeber eine frühere Kokerei auf dem Gelände) und auf der anderen Seite ebenfalls,  der Citadelle Halbinsel "Môle de la Citadelle" (zur Zeit ebenfalls noch Brachland). Auch ein weiterer Hafen für Segler und kleine Motorboote soll hier entstehen.






Die Tram von Straßburg nach Kehl: Ein Symbol für Europa